Chinesische Höflichkeit - Korrektes Benehmen in Peking
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Korrektes Benehmen in Peking

Foto Man mit EselIm historischen China hat es nie ein von "guten Manieren" geprägtes, höfisches Vorbild im allgemeinen Bürgertum gegeben. Während in Europa, durch das immitieren der Oberschicht, bestimmte Verhaltensweisen wie Schmatzen, Spucken, oder Drängeln allmählich auch in den unteren sozialen Klassen als unerwünscht galten, hat es diese Entwicklung in China nie gegeben (genau gesagt hat es sie außerhalb von Europa fast niergendwo auf der Welt gegeben).

Und daher ist es in China auch heute noch durchaus akzeptiert, lautstark auf den Boden zu rotzen, mit weit offenem Mund zu schmatzen und zu schlürfen, auf die Straße zu pinkeln oder eine Mutter und ihr Kind zur Seite zu drängeln, um einen Platz im vollen Bus zu ergattern.

Um das zu ändern, wird von der chinesischen Zentralregierung seit fast zwanzig Jahren die wohl größte Werbekampagne der Welt durchgeführt. Auf Plakaten, Spruchbannern, Werbevideos und in der Zeitung wird versucht, den Chinesen 文明 (wenming) beizubringen: "zivilisiertes Verhalten".

Spruchbanner wie "Zvilisiertes Verhalten macht dein Leben besser." findet man in jeder Stadt und in jedem noch so entlegenen Dorf in China. Durch Zeichentrickfilme oder Comics auf Plakatwänden wird bildhaft erklärt, dass auf den Boden spucken Krankheiten überträgt oder Drängeln zu Unfällen führen kann.

Chinesische Höflichkeit

An den Millionen von Werbebannern ist zu erkennen, dass die chinesische Regierung das Ziel verfolgt, die in Europa üblichen Manieren auch in der chinesischen Gesellschaft zu verankern. Und dieses Ziel wird offenbar sehr befürwortet, insbesondere von jungen Chinesen.

Es gibt aber auch in China wichtige "Höflichkeiten", an die es sich zu halten gilt. Fast alle drehen sich jedoch um ein Thema, das für Europäer eher schwer zu durchschauen ist, das "Mianzi"-System: das "Gesicht zu wahren" und anderen "Gesicht zu geben". Alles dreht sich dabei darum, das Gegenüber nicht in Verlegenheit zu bringen, wie indirekt das auch immer geschehen mag.

Foto Hygiene-Schild in PekingGegenseitige Geschenke, zum Beispiel, sind wichtig und sollten exakt austariert sein. Ein Geschenk darf auf keinen Fall zu groß oder zu klein sein. Denn jedes Geschenk wird mit einem Gegen-Geschenk beantwortet (oder einem "Gefallen", wenn man etwas von einer Person in einer Bestimmten professionellen Position benötigt). Und wenn das Geschenk zu groß ist, dann bedeutet das für den Beschenkten, dass auch etwas ebenso teures gekauft werden muss.

Und um keine der beiden Seiten in Verlegenheit zu bringen, werden Geschenke grundsätzlich nicht in Anwesenheit des Schenkenden oder anderer Gäste geöffnet. Die Geschenke, zum Beispiel einer Hochzeit oder Geburtstagsfeier, werden gesammelt und erst nach Ende des Festes geöffnet, wenn alle Gäste gegangen sind.

Chinesische Tischmanieren

Aber Geschenke sind auch im kleinen wichtig. Hier sind es insbesondere Zigaretten, die ständig hin und her geschenkt werden. Allein zu rauchen, ohne nicht allen Anwesenden auch eine Zigarette anzubieten, wäre in China sehr unhöflich. Und eine Zigarette nicht anzunehmen, ebenso. Dass man Nichtraucher ist oder bereits einen qualmenden Glimmstengel im Mund hat, ist kein Grund, eine Zigarette nicht anzunehmen. Denn rauchen kann man sie auch erst später -- oder gar nicht.

Dass der Abschnitt über chinesische Tischmanieren mit Zgaretten beginnt, hat durchaus seinen Grund, denn Rauchen gehört zu einem chinesischen Abendessen dazu. Vor dem Essen, nach dem Essen, und -- auch gern mal währenddessen. In der rechten Hand die Ess-Stäbchen und in der linken Hand die qualmende Zigarette. Dieses Verhalten scheint jedoch unter jüngeren und gebildeten Chinesen immer weniger verbreitet zu sein.

Gegessen wird in China mit 筷子 Kuaizi, also Ess-Stäbchen. Aber keine Sorge, die meisten Restaurants haben auch Messer und Gabel im Angebot. Und dem Gast aus Europa das Essem mit Stäbchen beizubringen, wird immer gern getan. Genauso wie das überschwängliche Lob, wenn der Gast aus Europa mit dem ostasiatischen Essbesteck bereits rudimentär umgehen kann.

Tischmanieren im eigentlichen Sinne gibt es in China nicht. Gerade sitzen? Ellenbogen vom Tisch? Mit geschlossenem Mund kauen? All diese europäischen Tischsitten sind in China unbekannt, oder gelten als "Westliche" europäische Verhaltensweisen. Man sitzt in China bei Tisch wie man möchte, kaut wie man will, und tut sich auch sonst keinen Zwang an.

Höfliches Verhalten in Peking

Die einzigen Chinesischen Tischmanieren drehen sich alle um ein einziges Thema: Gegenseitiges "Gesicht wahren" und "Gesicht geben" zwischen Gastgeber und Gästen. Ein paar Beispiele für Höflichkeiten und Unhöflichkeiten in China:

  • Selbst wenn jemand vordrängelt oder sich anderweitig offensichtlich assozial verhält, ist es in China eine heikle Angelegenheit, ein solches absichtliches Fehlverhalten offen anzusprechen. Denn damit nimmt man dem Übeltäter sein Gesicht. Obwohl er wusste, dass er sich egoistisch verhält. Obwohl alle anderen Anwesenden das auch wissen. Es anzusprechen kann schlimmstenfalls zu Streit führen, und dabei geht in der Regel zu allererst Vernunft und rationales Denken über Bord.

  • Wird man in China zum Essen eingeladen und isst eines der angebotenen Gerichte komplett auf, und erwähnt sogar noch, wie gut es schmeckt, dann setzt man den Gastgeber unter Zugzwang. Er muss nun einen weiteren Teller des Gerichts bestellen, um nicht sein Gesicht zu verlieren. Auch wenn man noch so sehr versichert, wie pappsatt man bereits ist. Steht dann der neue Teller auf dem Tisch, sollte wenigstens noch ein kleines Stück davon gegessen werden, um dem Gastgeber Gesicht zu geben. Was für ein Zirkus!

  • Während eines gemeinsamen Essens ist es die Aufgabe des Gastgebers, darauf zu achten, dass es den Gästen an nichts fehlt. Das wird symbolisch insbesondere über die Füllhöhe aller Trinkgläser getan. Selbst wenn nur ein Zentimeter Platz ist zwischen Getränk und Glasrand, wird nachgefüllt. Am besten, bis die Flüssigkeit nur noch von der eigenen Oberflächenspannung am Überlaufen gehindert wird.

Alle weiteren Beispiele für höfliches Verhalten würden sich alle um das selbe Thema drehen. Nur noch soviel noch: wenn ein gemeinsames Essen zuende ist, dann ist es zuende. Es gibt keinen Kaffee zum Abschluss oder ein paar Minuten zum plaudern. Wenn die letzte Schüssel Reis und die letzten Nachtisch-Früchte gegessen sind, springen alls Anwesenden unvermittelt auf und keine Minute später sind alle gegangen. Mit Ausnahme des überraschten Europäers, der gerade noch einen Capuchino bestellt hatte.

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